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Einbrecher und ihre digitalen Spuren: Bundesweites Forschungsprojekt „WACHMANN“ gestartet

Vorsicht Einbrecher! Wissenschaftler der Universität Bonn und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln zusammen mit der Polizeidirektion Osnabrück mit Hilfe von Routern ein System, das vor Eindringlingen warnt und die Ermittlungenarbeit der Polizei durch die Verfolgung digitaler Spuren optimieren soll. Bild: Christian Doll, Universität Bonn

Osnabrück. Wie lässt sich mit einem gängigen drahtlosen Computernetzwerk (WLAN) Einbruchskriminalität besser verfolgen und bekämpfen? Forschende der Universität Bonn starteten hierzu mit der Polizeidirektion Osnabrück und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein zweijähriges Projekt.

Ausgangsfrage: Wie können Router dazu dienen, unbefugte Eindringlinge zu erkennen und eine Alarmierung auszulösen und wie können Staatsanwaltschaft und Polizei die digitalen Spuren bei ihrer Ermittlungsarbeit nutzen? Für das „WACHMANN“ genannte Vorhaben fließen binnen zwei Jahren rund 1,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) an die drei beteiligten Projektpartner. Echtdaten werden im Projekt selbst nicht genutzt – Bürger sind nicht betroffen, sondern lediglich Szenarien gebildet.

„Einbruchdiebstähle in Wohnungen und andere Gebäude sind ein Sicherheitsproblem“, sagt Klaus Albers, Projektkoordinator der Polizeidirektion Osnabrück. „Sie führen zu einem abnehmenden Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung.“ Im Bereich der Präventions- und Ermittlungsarbeit sei bereits sehr viel getan worden und die Einbruchszahlen entwickeln sich auch rückläufig. Allerdings fehle es an ausreichenden technischen Ansätzen zur Unterstützung der Polizei bei ihren Ermittlungen. Das Forschungsvorhaben WACHMANN (WLAN-basierte Aufzeichnung von Charakteristiken tatortnaher Mobiler Endgeräte zur Alarmierung und Nachverfolgung von Eigentumskriminalität) soll die technischen Handlungsmöglichkeiten für Bürger und Polizei verbessern – und nicht zuletzt auch das Sicherheitsgefühl der Menschen steigern.

Die Polizeidirektion ist die einzige Polizeibehörde in Deutschland, die an dem bundesweit einzigartigen Projekt teilnimmt. Durch die 2016-2019 erfolgreich länderübergreifend agierende „Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“ der Direktion in Osnabrück, entstand ein erster Austausch mit der Uni Bonn, der nun zu dem gemeinsamen Projekt führte. „Wir sind froh und auch ein wenig stolz, dass wir bei diesem überregionalen Forschungsprojekt dabei sind und unsere Expertise einbringen können“, so Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück.

Die Wissenschaftler planen, durch Weiterentwicklung herkömmliche WLAN-Router für den Einbruchschutz einzusetzen. „Damit sollen unbefugte Eindringlinge erkannt und Alarmierungen automatisch ausgelöst werden“, sagt Prof. Dr. Michael Meier, Inhaber des Informatik-Lehrstuhls für IT-Sicherheit an der Universität Bonn. Das Thema hat einen inhaltlichen Bezug hauptsächlich zum transdisziplinären Forschungsbereich „Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme“, in dem Meier auch Mitglied ist. Dabei handelt es sich um einen von insgesamt sechs fächerübergreifenden Forschungsverbünden, die eine tragende Säule der Exzellenzuniversität Bonn darstellen. Mobile Endgeräte, wie Handys und Smartphones, senden permanent ihre Position und Identität, sobald sie eingeschaltet sind. Dieses Prinzip macht sich WACHMANN zunutze: Die WLAN-Router im jeweiligen Gebäude erfassen damit auch unbekannte Mobilfunkgeräte von potenziellen Tätern. „Dadurch hat jeder Haushalt, der über einen WLAN-Router verfügt, die Möglichkeit, eine Art Alarmanlage nachzurüsten“, sagt Daniel Vogel, Mitarbeiter in Prof. Meiers Team.

Wenn die Nachbarin Blumen gießt, erfolgt keine Warnung

Das System erkennt, ob der Wohnungsbesitzer nicht zuhause ist. Dann ist nämlich auch sein mobiles Endgerät nicht anwesend. Sobald nun ein unbekanntes Smartphone oder anderes Endgerät in den festgelegten Überwachungsbereich eindringt, kann eine Warnung auf das Smartphone des Wohnungsbesitzers oder an die Polizei erfolgen. Wenn aber zum Beispiel die Nachbarin regelmäßig zum Blumengießen vorbeikommt? Dann lässt sich vorher einstellen, dass ihr Handy von WACHMANN als bekannt eingestuft wird und keine Alarmierung erfolgt. Dagegen lässt sich mit der Smartphone-Kennung des Einbrechers ein unbefugtes Eindringen, im erweiterten Verfahren unter Umständen sogar sein Fluchtweg rekonstruieren.

Keine unbescholtenen Bürger erfassen – keine Echtdaten im Rahmen des Projektes

Ein wichtiges Anliegen ist zu vermeiden, dass auch unbescholtene Bürger und Nachbarn mit erfasst werden. Deshalb sollen die Besitzer der zur Alarmierung genutzten Router die Möglichkeit haben, ihren zu überwachenden persönlichen Bereich räumlich individuell festzulegen und einzugrenzen. „Wie weit die räumliche Erfassung mobiler Endgeräte potenzieller Einbrecher reicht, soll durch technische Einstellungen des Systems sichergestellt werden“, sagt Meier. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass im Verdachtsfall die Smartphone-Kennung des potenziellen Eindringlings pseudonymisiert gespeichert wird. Die letztendliche Zuordnung des Geräts darf nur erfolgen, wenn Datenschutzregeln und andere rechtliche Voraussetzungen erfüllt sind. Vor dem juristischen Hintergrund soll die besondere Herausforderung bewältigt werden, datenschutzkonforme Maßnahmen zur Strafverfolgung zu erstellen bzw. die Konformität zu gewährleisten. Eine Aufgabe, der sich das Karlsruher Institut für Technologie – Zentrum für angewandte Rechtswissenschaften – annimmt. Im Rahmen des Projektes werden Echtdaten keine Rolle spielen und auch keinerlei Bürger davon betroffen sein, betonte Ellermann abschließend. Es werde ausschließlich durch die Abbildung von verschiedenen Szenarien gearbeitet.

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PM/ots/Polizei Osnabrück

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