Kassel. Im Juli dieses Jahres wurden mit Hannah Meisinger, Jan Grebenstein sowie Helena Schätzle die Preisträgerinnen und Preisträger des Kasseler Kunstpreis 2020 der Dr. Wolfgang Zippel–Stiftung sowie des Doris Krininger Preises bekannt gegeben. Die damit verbundene Veranstaltung zur Preisverleihung kann in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Einschränkungen leider nicht stattfinden.
Kulturdezernentin Susanne Völker, Vorsitzende des Stiftungsrates, gab jetzt bekannt, dass an die Stelle der traditionellen Preisverleihung in diesem besonderen Jahr eine Online-Präsentation tritt. In diesem Format stellen die Preisträgerinnen und Preisträger sich und ihre Arbeit jeweils in einem filmischen Beitrag vor. Sie erklärte dazu: „Es ist wichtig, für Würdigungen wie der Preisverleihung des Kasseler Kunstpreis 2020 der Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung geeignete Formate auch während der Pandemie zu finden. Denn so können wir auch unter den geltenden Einschränkungen unsere Anerkennung für die Preisträgerinnen und Preisträger ausdrücken und die notwendige und verdiente Öffentlichkeit und Sichtbarkeit für ihre künstlerischen Leistungen herstellen. Auf persönliche Begegnungen im kommenden Jahr freuen wir uns.“
Die filmischen Portraits werden von schriftlichen Laudationes begleitet, die von den Mitgliedern des Stiftungsrates der Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung zu den ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstlern verfasst wurden. Die filmischen Beiträge sowie die Laudationes sind ab dem 12. Dezember unter www.zippel-stiftung.de abrufbar.
Informationen zu den Preisträgerinnen und Preisträgern 2020
Hannah Meisinger (*1990) war 2018/19 Meisterschülerin bei Prof. Johannes Speer und schloss ihr Studium der Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Kassel 2018 ab. Sie erhielt das Stipendium der Künstlerstadt Kalbe und für ihre Abschlussarbeit das Stipendium des Otto-Braun-Fonds. Ihre künstlerischen Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen gezeigt worden.
Ihre aktuelle Arbeit, die sie mit dem Preisgeld der Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung weiter umsetzen möchte, beschäftigt sich mit performativen Elementen und gesellschaftspolitischen Fragen: dem Traum vom Eigenheim, einem Haus als Sinnbild, in dem das Spannungsfeld zwischen Innen und Außen, Öffentlichem und Privatem, Repräsentation und Diskretion untersucht werden soll, ein Raum mit verschwimmenden Grenzen aus Malerei, Architektur, Collagen und Installationen.
Jan Grebenstein (*1989) ist mit seiner umfassenden künstlerischen Arbeit schwer einem Genre zuzuordnen. So entschied sich der Stiftungsrat, ihm den Intermedialen Kunstpreis zu verleihen. Der gebürtige Nordhesse, Mediengestalter und Absolvent des Studiums der Visuellen Kommunikation an der Kasseler Kunsthochschule ist seit 2011 vorrangig als freiberuflicher Grafiker und Musiker in Kassel tätig. In seiner Arbeit verflicht er Bild und Ton auf besondere Weise. Dabei sucht er oft den Dialog mit anderen (internationalen) Künstlerinnen und Künstlern. Über die Grenzen Kassels hinaus erreicht seine Technokunst ein Publikum in Städten wie Los Angeles, San Francisco, Chicago, Amsterdam oder Berlin. „Echte“ Instrumente mit generativen Visuals verknüpfend, verarbeitet er zukunftsweisende Themen wie Künstliche Intelligenz in seinem Werk.
Helena Schätzle (*1983) studierte Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Kunsthochschule Kassel. Schon während ihres Studiums entwickelte Helena Schätzle einen fotografischen dokumentarischen Ansatz, mit dem sie auf gesellschaftlich relevante und sozialkritische Themen aufmerksam macht. Die Fotografie nutzt sie besonders, um sich für die Gleichberechtigung Aller einzusetzen, selber von der Welt zu lernen und Blickwinkel einzunehmen, die den meisten Menschen verborgen bleiben. Dafür begibt sich Helena Schätzle auf Reisen, die sie immer wieder nach Indien führen, wo sie sich für längere Zeit aufhält. Durch die intensive Auseinandersetzung gelingt es ihr, eine möglichst authentische Bestandsaufnahme der problematischen Lebenssituationen, insbesondere indischer Frauen, zu beleuchten.
Für ihre jüngste Arbeit „Leben nach dem Überleben“ reiste sie nach Israel, begleitete dort Überlebende des Holocaust und ihre Familien und setzte so ein visuelles Gedenken gegen das Vergessen. Das dazu erschienene Buch ist mit einem Vorwort von Frank-Walter Steinmeier 2016 veröffentlicht worden und die Ausstellung tourt seitdem durch Deutschland. Die Arbeit wurde außerdem mit dem ersten Preis des Alfred Fried Photography Awards ausgezeichnet.
Hintergrund
Der Kasseler Kunstpreis wird von der Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung an junge Künstlerinnen und Künstler der Musik und der Bildenden Kunst verliehen. Die Stiftung „Kasseler Kunstpreis Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung“ wurde 1991 gegründet. Stiftungsvorstand ist der Magistrat der Stadt Kassel, dem ein siebenköpfiger Stiftungsrat zur Seite steht.
Dem aktuellen Stiftungsrat gehören Kulturdezernentin Susanne Völker als Vorsitzende, Professor Joel Baumann, Milen Krastev, Andrea Linnenkohl, Olaf Pyras, Dr. Volker Schäfer und Hartmut Schmidt an.
Ihr Entstehen verdankt die Stiftung Dr. Wolfgang Zippel, der 1923 in Kassel geboren wurde und der Stadt Kassel bei seinem Tod im Jahr 1990 Barvermögen und Sachwerte zum Zwecke der Stiftungsgründung vermachte. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Bildenden Kunst und der Musik. Im Zentrum steht dabei die jährliche Vergabe des Kasseler Kunstpreises an junge Künstlerinnen und Künstler aus der Region. Darüber hinaus vergibt die Stiftung Projektmittel zur Förderung künstlerischer Vorhaben und zum Ankauf von Kunstwerken für die Kasseler Artothek.
Seit 2020 kann die Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung durch ein Vermächtnis von Doris Krininger ihr Wirken weiter entfalten und ausbauen. Bis zum ihrem Tod 2018 war Doris Krininger langjähriges Mitglied des Stiftungsrats der Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung. Um Kasseler Künstlerinnen und Künstler primär ab 35 Jahre zu fördern, vermachte sie der Stiftung einen Teil ihres Nachlasses.
Ausblick 2021
Die Bewerbung für den Kunstpreis, die Ankäufe für die Artothek und die Fördermittel für künstlerische Projekte sind bis zum 31. Januar 2021 möglich.
PM/Stadt Kassel