Osnabrück. Da die Renovierungsarbeiten am Gebäude der Kunsthalle Osnabrück noch andauern und die Kunsthalle demnach weiterhin in ein Gerüst gehüllt ist, nutzt die Kunsthalle diesen Umstand, um seit dieser Woche eine neue, großflächige Arbeit der US-amerikanischen Künstlerin Shannon Finnegan an der Außenfassade zu veröffentlichen. Das zehn mal zwölf Meter große Banner mit dem Titel „Hello from my bedside table“ (2022) zeigt, gegensätzlich zu seiner Größe und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum, einen intimen und alltäglichen Moment aus dem Leben der Künstlerin.
Zu sehen ist eine Fotografie eines Taschentuchspenders, für den die Künstlerin ein eigenes Haus gehäkelt hat. Eine fürsorgliche Geste einem Objekt gegenüber, das wiederum für die Künstlerin selbst Sorge trägt. Unter dem Objekt ist Caretaker/Caregiver zu lesen. Dabei zitiert Shannon Finnegan die Künstler:in Johanna Hedva, die in einem Text zu ihrem Projekt „Get Well Soon“ (2020) schreibt, sie habe immer Trost in der Tatsache gefunden, dass die Worte „Caretaker“ und „Caregiver“ [im Englischen] dasselbe bedeuten. Aus dieser Bedeutungsüberschneidung heraus formuliert sie die Forderung, Geben und Nehmen zu enthierarchisieren und Fürsorge füreinander – egal in welche Richtung – zum Normalzustand werden zu lassen.
Gerade aufgrund der akuten Kriegssituation in der Ukraine können die Grundaspekte der Arbeit von Shannon Finnegan – Fürsorge, ein Grundrecht auf Wohnraum sowie Solidarität füreinander – nicht genug betont werden. Das Banner entstand im Rahmen des Jahresthemas „Barrierefreiheit“, das am 27. Februar endete. In zahlreichen Ausstellungen, Veranstaltungen und Gesprächen mit den Besuchenden wurde gemeinsam diskutiert: Wessen Freiheit ist die Norm? Wer erhält Zugang zu öffentlichen Räumen? Wie können wir gemeinsam füreinander sorgen? Kann eine Kunsthalle ein Ort der Fürsorge sein? Die Fragen und Antworten werden im künftigen Programm nachwirken und zum Teil auch wieder aufgenommen werden.
Zu den jüngsten Arbeiten von Shannon Finnegan gehören „Anti-Stairs Club Lounge“, ein laufendes Projekt, das Menschen zusammenbringt, die eine Abneigung gegen Treppen haben; „Alt-Text as Poetry“, eine Zusammenarbeit mit Bojana Coklyat, die das Ausdruckspotenzial von Bildbeschreibungen erforscht; und „Do You Want Us Here or Not“, eine Serie von Bänken und Kissen, die für Ausstellungsräume entworfen wurden. Shannon Finnegan lebt und arbeitet in Brooklyn (New York).
PM/Stadt Osnabrück